1983 hatte ich zehn Semester Studium an der
staatlichen Hochschule
für Musik Heidelberg-Mannheim, Abt. Akademie des Tanzes hinter mir und
den Abschluss als staatlich geprüfte Bühnentänzerin und Tanzpädagogin in der
Tasche.
Es ging auf Jobsuche und wie es der Zufall so wollte, landete ich als
Ballettlehrerin in der Tanzschule Herzig. Die erste Fahrt nach Rottweil mit
dem Zug. Nach der letzten größeren Stadt ging es deutlich über eine Stunde
durch gefühltes Niemandsland. Wo verschlägt es mich da bloß hin? Aber am Ziel
wars dann doch gar nicht soo schlecht.
1987 kam der Schritt in die Selbständigkeit. Zuerst noch innerhalb der
Tanzschule (Danke!) und ab 1988 in den bekannten Räumen in der Johanniterstraße. Mit
25 war ich also am Ziel. In meinem eigenen Ballettstudio. Anfangs wurde ich
gelegentlich gefragt: Und - wo machst Du die nächste Schule auf? Aber es war
nie mein Ziel, ein Imperium zu erschaffen und die Marke Susi's Ballettstudio
(nur echt mit dem falschen Apostroph) auf der Flughöhe von McDonalds & Co. zu
positionieren. Ich will unterrichten, nicht managen.

Wie die Jahre vergingen
Sie vergingen angenehm unspektakulär. Kundschaft und Gesundheit meinten es
gut mit mir und plötzlich stand das Jahr 2020 auf dem Kalender. Dafür an dieser Stelle nochmal ein großes Danke!
Ein echtes Highlight sind besonders treue Schüler, die mich teils mehr als
zwei Jahrzehnte lang begleitet haben. Oder wenn mir jemand eher unerwartet
erzählt hat, welchen Stellenwert die eine Stunde Ballett in der Woche für ihn
hat. Auch dafür: Danke!
Natürlich gab es auch Stressfaktoren. Jede neue Kinderstunde, in der über
zehn 5-jährige schreiend kreuz und quer durcheinanderrennen ist so einer.
Aber irgendwie endet es doch immer so, dass sie sich mehr und mehr in die
gleiche Richtung bewegen und am Ende ihr erster Tanz daraus wird. Und nicht
wenige davon lernten Jahr um Jahr Tanz um Tanz, bis sie sich dann plötzlich
mit dem Abi in der Tasche verabschiedeten.
Irgendwann, und da kam mir dann zum ersten Mal ein "Sch... ich werd' alt" in
den Sinn, brachten dann die ersten "Ballettkinder" ihre Kinder ins Ballett.
Muss Euch doch irgendwie bei mir gefallen haben. Danke!
Inzwischen sind wir an der Schwelle zur nächsten Generation. Fragt nicht
nach meinen spontanen Gedanken dazu. Aber natürlich freue ich mich, in den
nächsten Jahren an der Volkshochschule noch den einen oder anderen
"Ballettenkel" zu begrüßen.
Außer in den allerersten Jahren hatte ich stets eine oder mehrere
Kolleginnen an meiner Seite, die die Montagsstunden übernommen und auch am
einen oder anderen weiteren Wochentag einen Farbtupfer der Abwechslung in den
Stundenplan gebracht haben. Danke euch allen und
besonders Ines und Theresa, die über beide Lockdowns bis zum Ende
durchgehalten und danach pünktlich wieder im Saal gestanden haben.

Aufführungen
Ein weiteres Highlight waren die Aufführungen alle zwei bis drei Jahre.
Stressig zwar, aber immer wieder etwas Besonderes. Ort des Geschehens war
jeweils der Festsaal der Gymnasien. Er war mit seinen 400 Plätzen und dem
schönen Ambiente einfach die perfekte Location.
Teils hat uns unserer eigener Perfektionismus gestresst. Aber das ist man
sich und dem Publikum einfach schuldig. Am Ende kannten wir uns im Saal beinahe besser aus als
der Hausmeister.
Und, auch wenn ich mich da zum x-ten Mal wiederhole:
Danke an alle freiwilligen Helfer, die mich bei den Aufführungen teils
über Jahrzehnte hinweg immer wieder unterstützt haben. Ohne euch wäre das so
nicht gegangen.
Falls übrigens noch jemand Interesse an Souvenirs hat: Die Jahre ab 2001
sind auf Anfrage noch auf DVD erhältlich. In den nächsten Monaten werden wir
auch die Website etwas umbauen und in einem "Museumsbereich" die Originale
der Eintrittskarten und Programme als PDF zum Download bereitstellen. Bei
Interesse einfach immer mal wieder reinschauen.

Auftritte
Eine feste Einrichtung war unsere Schautanzgruppe "Offbeat". Neben Auftritten bei privaten oder öffentlichen Veranstaltungen in der
Region, die mal öfter, mal seltener angefragt wurden, gab es auch hier
besondere Highlights, die ich nochmal Revue passieren lassen möchte:
Am weitesten zurück liegen die Auftritte mit der Stadtkapelle Rottweil im
Rahmen von deren Jahreskonzerten. Ich erinnere mich an ein Motto "Tanz und
Tuba". Es ist immer ein besonderer Nervenkitzel, zu Livemusik zu tanzen.
Für die dazu notwendigen, vielen Stunden unermüdlichen Trainings:
Danke an alle Offbeat Tänzer*innen der ganzen
Jahre. Das ausnahmsweise verwendte Gendersternchen ist den wenigen Männern
unter Euch gewidmet.
Oder als die Narrhalla nach Jahren der Ruhe am Fasnachtssamstag ihren
traditionellen Ball wieder aufgegriffen hat. Mit uns! Welche Ehre. Dafür ein:
Danke! Besonders auch an die mutigen Schwänchen vom
Männerballett.
Schön war es auch, ein fester Bestandteil des Rottweiler Stadtfestes
geworden zu sein. Es gab ehemalige Schüler, die ich nur einmal alle zwei
Jahre gesehen habe. Beim Stadtfest im Publikum.

Wie es endet
Nicht wie geplant. Mindestens die 35 Jahre hätte ich jedenfalls gerne voll
gemacht. Details dazu in der FAQ Seite zur Schließung und
im
Corona Logbuch.
Ganz wichtig ist mir aber der Dank an den Kreis derjenigen, die mich
während der Lockdowns zeitweise oder dauerhaft mit der Weiterzahlung des
vollen Honorars unterstützt haben.
Danke!

Was bleibt
Bei mir bleiben viele persönliche Erinnerungen, Bekanntschaften und
Freundschaften, die Teil meines Lebens geworden sind.
Danke!
Besonders freut es mich aber, wenn auch bei meinen Schülern etwas geblieben
ist.
Stellvertretend für Euch alle erinnere ich mich an
Alex.
Ich weiß noch zu gut, wie er sich zum Casting bei der Stage School
verabschiedete. Sinngemäß mit den Worten: Ich nehm' einfach den Ghettoblaster auf die
Schulter und improvisiere was. Hat geklappt. Ein
Danke für jeden Tatort oder wo Du
plötzlich auftauchst. Gerne auch mal wieder als Ballettmeister.
Und: Ich bleibe!
Danke an die Volkshochschule für die Möglichkeit,
weiterhin zu unterrichten.
Was ebenfalls bleibt, ist das virtuelle Ballettstudio. Bei Interesse freue
ich mich über eine
Email.
